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Ukraines Sportminister: "Es gibt keine neutralen Athleten"

16. Mai 2024

Der ukrainische Sportminister Matwij Bidny möchte nicht, dass Sportler aus Russland unter neutraler Flagge bei den Olympischen Spielen in Paris starten. Im DW-Gespräch blickt er auch auf die EURO 2024 in Deutschland.

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Der ukrainische Sportminister Matviy Bidnyi im Porträt
Matviy Bidnyi, Sportminister der Ukraine, hält die IOC-Entscheidung zu Russland für falschBild: Hannes P. Albert/dpa/picture alliance

DW: Herr Bidny, viele Staaten unterstützen die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus an den Olympischen Spielen teilnehmen zu lassen, allerdings unter neutraler Flagge. Was halten Sie davon?

Matwij Bidny: Unsere Position bleibt unverändert: Wir sind der Meinung, dass es keine neutralen Athleten gibt. Wir denken, dass alle Athletinnen und Athleten, die die russische Aggression nicht unterstützen, ihre Nationalität wechseln sollten. Das ist jetzt möglich. Aber russische und belarussische Athleten unter neutraler Flagge, das ist keine gute Entscheidung.

Es gibt ukrainische Sportler, die Wettkämpfe mit russischen Teilnehmern boykottieren. Wie ist die offizielle ukrainische Haltung dazu? Unterstützen Sie dieses Verhalten?

Ich denke, es sollte die Entscheidung unserer Athleten sein, denn viele von ihnen befinden sich jetzt in einer sehr schwierigen Lage. Sie müssen sich überlegen, wie sie gemeinsam mit Menschen in eine Sportarena gehen können, die die Tötung ihrer Angehörigen unterstützen. Sportlerinnen und Sportler, die möglicherweise einen direkten Draht zu den Leuten haben, die den Knopf für die Raketen drücken, mit denen unsere friedlichen Mitbürger getötet werden.

Es ist daher eine sehr schwierige Entscheidung für jeden von uns. Es gibt ein spezielles Verfahren, nach dem Athletinnen und Athleten als neutral akzeptiert werden oder nicht. Diese Kriterien der Neutralität sollten erfüllt werden. Es ist sehr wichtig, dass keiner der Propagandisten des russischen Regimes zu den Olympischen Spielen zugelassen und dort akzeptiert wird.

Im Juni beginnt in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft. Die Ukraine wird teilnehmen. Russland konnte sich nicht qualifizieren, weil sie vorher ausgeschlossen wurden. Was bedeutet das für Ihr Land?

Torschütze Mykhailo Mudryk von der Ukraine bejubelt den 2:1-Siegtreffer gegen Island im entscheidenden Spiel der EM-Qualifikation
Ende März setzte sich die Mannschaft der Ukraine im Playoff der EM-Qualifikation gegen Island durchBild: Pawel Lipnicki/firo Sportphoto/picture alliance

Es ist ein weiteres Zeichen für die ukrainische Widerstandsfähigkeit. Selbst in diesem Umfeld und dieser schwierigen Situation sind unsere Sportler weiterhin Gewinner. Sie lenken so das Augenmerk der ganzen Welt darauf, was heute in der Ukraine passiert. Es ist sehr wichtig für uns zu zeigen, dass die Ukraine immer noch Teil der europäischen Familie ist - ein großes, mächtiges Land mit einer großen und glänzenden Zukunft.

In Deutschland sollen die Sicherheitsvorkehrungen für die Ukrainer zur Europameisterschaft verstärkt werden. Machen Sie sich Sorgen um Ihre Fußballspieler?

Natürlich machen wir uns jedes Mal Sorgen um unsere Sportler, denn die Lage ist sehr schwierig. Wir denken über die Situation bei den Olympischen Spielen und bei der Euro 2024 nach. Aber wir glauben an unsere Kollegen in Frankreich und Deutschland. Sport-Großereignisse sind immer eine Herausforderung. Wir sind überzeugt davon, dass sie in der Lage sein werden, ausreichend für Sicherheit zu sorgen.

Matwij Bidny, geboren 1979, ist ein ukrainischer Sportmanager und ehemaliger Bodybuilder. Am 9. November 2023 wurde er zum Minister für Jugend und Sport der Ukraine ernannt.

Das Interview führte Lucia Schulten, DW-Korrespondentin in Brüssel.

DW Mitarbeiterin Lucia Schulten
Lucia Schulten Korrespondentin in Brüssel