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Präeklampsie - eine tödliche Schwangerschaftskomplikation

Clare Roth
6. Februar 2024

Was Präeklampsie ist, erfahren die meisten Frauen erst, wenn sie die Diagnose bekommen. Doch Präeklampsie ist eine der Hauptursachen für Müttersterblichkeit. Es gibt vieles, was Sie darüber wissen sollten.

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Eine Ärztin untersucht eine schwangere Frau
Experten raten schwangeren Frauen dringend zu einer konsequenten Vorsorge, einschließlich häufiger BlutdruckkontrollenBild: Rajesh Kumar Singh/AP Photo/picture alliance

Experten raten schwangeren Frauen dringend zu einer konsequenten Schwangerschaftsvorsorge. Dazu gehören u.a. häufige Blutdruckkontrollen. So kann eine Präeklampsie erkannt werden, bevor sie schlimme Ausmaße annimmt.

Wie viele Präeklampsie-Fälle es gibt, variiert von Land zu Land. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass die Präeklampsierate in Entwicklungsländern etwa siebenmal höher ist als in Industrieländern. Weltweit verursacht die Präeklampsie etwa 12 Prozent der jährlichen Todesfälle bei Müttern.

Unbemerkte Symptome

Im Jahr 2012 war Koiwah Koi-Larbi in der 25. Woche ihrer ersten Schwangerschaft. Ihr Bauch war deutlich gewachsen, ihre  Beine, Füße und Hände waren geschwollen. In Ghana, so erzählt sie, sei das ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Junge unterwegs ist.

Doch Koi-Larbi bemerkte auch andere Symptome. Sie bekam Kopfschmerzen und Schmerzen im Oberbauch, so genannte epigastrische Schmerzen, und Sodbrennen. Als sie einer  Krankenschwester ihre Symptome schilderte, sagte diese lediglich: "So ist das eben".

Kurz darauf  erhielt Koi-Larbi die Diagnose "Präeklampsie". Ein Anzeichen ist hoher Blutdruck, den die werdenden Mütter aber oft gar nicht bemerken und selbst für medizinisch geschultes Personal sind die Symptome nur sehr schwer zu erkennen und zu deuten.

Stadien der Präeklampsie: Krampfanfälle, Koma, Tod

Im späteren Verlauf des Monats bekam Koi-Larbi Krampfanfälle. Um zwei Uhr nachts wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Man sagte ihr, sie habe Eklampsie - die Folge einer unbehandelten Präeklampsie. Sie kann zum Koma und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Das Einzige, was Koi-Larbi und ihr Baby zu diesem Zeitpunkt noch retten konnte, war ein Not-Kaiserschnitt.

Koi-Larbi sah ihr Kind zum ersten Mal drei Tage nach der Entbindung. Es sei winzig gewesen, erzählt sie. Es sei zu klein gewesen, um es stillen zu können. 48 Stunden später kam es bei dem Säugling zu Komplikationen, und er verstarb.

Zweite und dritte Schwangerschaft

Koi-Larbi wollte auf jeden Fall ein Kind bekommen. 2013 wurde sie erneut schwanger. Im fünften Monat reiste sie in die USA, um dort die verbleibenden Schwangerschaftsmonate zu verbringen. Aber auch dort kam zu einer spät einsetzenden Präeklampsie. Trotzdem konnte sie in der 37. Woche ein Mädchen zur Welt bringen.

Motiviert durch das positive Geburtserlebnis wurde sie 2017 ein drittes Mal schwanger. Sie hatte dieselben Symptome wie bei den anderen Schwangerschaften, wenn auch weniger stark ausgeprägt. In der 26. Woche ging sie ins Krankenhaus, um ihren Blutdruck überprüfen zu lassen. Ihr Blutdruck lag bei 150 zu 100, und der Arzt empfahl, sie in ein Krankenhaus einzuweisen. Dort überprüfte eine Hebamme die Herztöne des Babys, aber es gab keine mehr. Koi-Larbi hatte das Kind verloren.

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Hilfe zur Selbsthilfe

Während ihrer Genesung begann Koi-Larbi, im Internet nach Antworten zu suchen. In den USA fand sie eine Präeklampsie-Selbsthilfegruppe und fand heraus, dass es weitere nur in Großbritannien und Australien gab. Also gründete sie ihre eigene Selbsthilfegruppe und nannte sie "Action on Preeclampsia Ghana". Koi-Larbis Ziel war es, über die Krankheit zu informieren und sowohl die Frauen als auch die Fachkräfte im Gesundheitswesen dafür zu sensibilisieren.

2019, als "Action on Preeclampsia Ghana" bereits erfolgreich angelaufen war, wurde Koi-Larbi ein viertes Mal schwanger. Dieses Mal aber war sie mit dem Wissen gewappnet, das sie über Jahre gesammelt hatte. Doch auch bei dieser Schwangerschaft gab es Komplikationen. Sie erkrankte am sogenannten HELLP-Syndrom, der schwersten Form der Präeklampsie. Um ihr eigenes Leben zu retten, brachte sie das Baby zur Welt bringen. Es wog gerade mal tausend Gramm. Drei Tag nach der Geburt starb es.

Frauengesundheit ist ein wichtiger Indikator

Frauengesundheit, insbesondere die Gesundheit von Müttern seien ein Indikator dafür, ob und wie ein Gesundheitssystem funktioniere, sagt Joyce Browne. Sie ist Professorin für globale Gesundheit und Epidemiologie am UMC Utrecht in den Niederlanden.

"Die meisten Frauen sind zu Beginn ihrer Schwangerschaft gesund. Aber es [kann] zu Komplikationen kommen, die eine rechtzeitige und qualitativ hochwertige Versorgung erfordern. Und wenn man keinen Zugang zu schneller und guter Versorgung hat, kann dies negative Folgen haben, und die Folgen können tödlich sein." Für Experten und Expertinnen wie Browne sind es vor allem drei Aspekte, um die Gesundheit von Schwangeren sicherzustellen.

Oft verzögern sich Behandlungen, weil die Schwangere selbst ihre Schmerzen nicht ernst genug nimmt, um ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein weiterer Aspekt sind die oft großen Entfernungen etwa von entlegenen Dörfern zu bestehenden Gesundheitseinrichtungen.

Frau mit zwei Kindern lehnt an einer Hauswand
Große Entfernungen oder fehlender Zugang zur Gesundheitsversorgung erhöht das Müttersterblichkeitsrisiko Bild: DW

Kommunikation ist entscheidend

Ein weiterer Aspekt ist die Qualität der Versorgung im Krankenhaus. Titus Beyou ist ein ghanaischer Arzt, der sich mit seiner Forschung auf Präeklampsie konzentriert. Wenn die Frauen es ins Krankenhaus geschafft hätten, so der Mediziner, könne die Kommunikation zwischen ihnen und ihrem Arzt entscheidend für den weiteren Verlauf der Schwangerschaft sein.

Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass einer Schwangeren gesagt wird, sie müsse die Schwangerschaft beenden und das Baby sofort entbinden, ohne dass sie eine Erklärung bekomme oder überhaupt verstehe, um was es geht, sagt Beyou.

Häufig wollen Schwangere auch erst einmal Rücksprache mit ihrem Pfarrer halten, bevor sie sich für einen Behandlung entscheidet. In Ghana etwa gebe es viele verschiedene Religionen und viele verschiedene Konfessionen. Eine allgemeingültige Lösung könne es nicht geben, so Beyou, und Experten sind sich einig: Gute Betreuung sei aber schon zu Beginn einer jeden Schwangerschaft dringend nötig.

Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.