1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikIndien

Indiens Regierungschef weiht umstrittenen Hindu-Tempel ein

22. Januar 2024

Mit dem farbenfrohen Spektakel in der Pilgerstadt Ayodhya eröffnete Narendra Modi zugleich den Wahlkampf seiner nationalistischen Partei BJP für die Parlamentswahlen. Indische Oppositionsvertreter wurden nicht gesichtet.

https://p.dw.com/p/4bXDD
Indiens hindu-nationalistischer Ministerpräsident Narendra Modi nutzt die Tempeleinweihung auch für Wahlkampfzwecke
Indiens hindu-nationalistischer Ministerpräsident Narendra Modi nutzt die Tempeleinweihung auch für WahlkampfzweckeBild: Ab Rauoof Ganie/DW

In einer Machtdemonstration seiner nationalistischen BJP-Partei hat Indiens Regierungschef Narendra Modi einen hoch umstrittenen Hindu-Tempel eingeweiht. Die Einweihung des Tempels in der Pilgerstadt Ayodhya läute eine "neue Ära" ein, sagte Modi vor dem Bau zu Ehren der Hindu-Gottheit Ram, der auf den Ruinen einer jahrhundertealten und von extremistischen Hindus zerstörten Moschee errichtet worden war.

"Der Herr hat mich zu einem Instrument gemacht..."

Bei einer feierlichen Zeremonie enthüllte der indische Premierminister, der in traditionelle goldene Gewänder gekleidet war, die Steinskulptur des Hindu-Gottes. "Der Herr hat mich zu einem Instrument gemacht, um das gesamte indische Volk zu repräsentieren", sagte Modi vor Beginn der Einweihung beim Gebet zu Füßen der mit Blumen geschmückten und mit Juwelen behängten Statue.

Blick auf die gesamte Tempelanlage in der Pilgerstadt Ayodhya im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh
Blick auf die gesamte Tempelanlage in der Pilgerstadt Ayodhya im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh Bild: Rajesh Kumar Singh/AP Photo/picture alliance

Vor dem Gelände füllten zehntausende singende und tanzende Anhänger von Modis Bharatiya-Janata-Partei (BJP) die Straßen von Ayodhya. Sie schwenkten Fahnen, hupten und trommelten, während Militärhubschrauber Blütenblätter vom Himmel regnen ließen.

Die Veranstaltung im Bundesstaat Uttar Pradesh gilt auch als - inoffizieller - Auftakt von Modis Wahlkampfkampagne für die Parlamentswahl im April und Mai, bei der er und seine BJP eine dritte Amtszeit anstreben. Modi versucht, sich vor der Wahl als Verteidiger des Glaubens zu inszenieren. Führende Oppositionsvertreter blieben der Veranstaltung Medienberichten zufolge fern.

Kostümierte Künstler stimmen auf den Straßen von Ayodhya die Menschen auf die Einweihung des Hindu-Tempels ein
Kostümierte Künstler stimmen auf den Straßen von Ayodhya die Menschen auf die Einweihung des Hindu-Tempels ein Bild: Money Sharma/AFP/Getty Images

Tempel auf Areal einer zerstörten Moschee gebaut

Die hindu-nationalistische BJP hatte den Bau des Tempels seit Jahren gefordert. 2020 dann hatte Modi den Grundstein für den Tempel in der von Muslimen wie Hindus verehrten Pilgerstadt Ayodhya gelegt. Hindus verehren den Ort des nun eingeweihten Tempels als Geburtsort des Gottes Ram, der dort vor rund 7000 Jahren zur Welt gekommen sein soll. Ram gilt wiederum als eine Inkarnation des Hindu-Gottes Vishnu.

Skulptur des Gottes Shiva an dem Tempel in Ayodhya - Shiva ist einer der Hauptgötter des Hinduismus
Skulptur des Gottes Shiva an dem Tempel in Ayodhya - Shiva ist einer der Hauptgötter des HinduismusBild: Ab Rauoof Ganie/DW

Kritiker werfen der BJP vor, das laut Verfassung säkulare Indien in einen hindu-nationalistischen Staat verwandeln und die riesige muslimische Minderheit marginalisieren zu wollen. Die historische Moschee wurde 1992 von radikalen Hindus gestürmt und zerstört. Sie glauben, dass die Moschee ihrerseits im 16. Jahrhundert an der Stelle eines Hindu-Tempels für Ram erbaut worden war.

Der Angriff löste damals schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime. Etwa 80 Prozent der rund 1,3 Milliarden Inder sind Hindus. Die zweitgrößte Religionsgruppe bilden die 170 Millionen Muslime.

sti/haz (afp, ap, rtr)