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Hochwasser: "Jeder Tropfen Regen eigentlich einer zu viel"

28. Dezember 2023

Das Hochwasser hält viele Menschen im Osten und Norden Deutschlands in Atem. In Magdeburg wurde ein Wehr geöffnet, um die Lage an der Elbe zu entschärfen. Feuerwehren kritisieren den Diebstahl von Sandsäcken.

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Deutschland Pretzien | Hochwasser in Sachsen-Anhalt - Pretziener Wehr
Wasser aus der Elbe fließt durch das geöffnete Pretziener Wehr in einen 21 Kilometer langen UmflutkanalBild: Simon Kremer/dpa/picture alliance

Zur Entschärfung der Hochwasserlage an der Elbe im Raum Magdeburg öffnete der Landesbetrieb für Hochwasserschutz das etwa 135 Meter lange Pretziener Wehr - damit wird jetzt etwa ein Drittel des Elbe-Wassers an den beiden Städten Magdeburg und Schönebeck vorbei durch einen Kanal geleitet, ehe es wieder in die Elbe fließt. Auf den umliegenden Deichen verfolgten mehrere Hundert Menschen das Geschehen. Das Wehr war zuletzt im Juni 2013 geöffnet worden.

Elb-Pegel in Dresden vor der Sechs-Meter-Marke

Die Wasserstände in den sächsischen Flüssen fallen inzwischen wieder - mit einer Ausnahme. Für die Elbe rechnen die Hydrologen nach der jüngsten Prognose erst am Freitag mit einem Rückgang, wie ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt sagte. Am Pegel Dresden wurden zuletzt 5,91 Meter registriert - normal sind zwei Meter.

Hochwasser in Deutschland: Fahrbahn endet im Fluss Lahn
Auch die Lahn in Hessen ist über Weihnachten über die Ufer getretenBild: Nadine Weigel/dpa/picture alliance

Weitere Straßen nach Deichriss bei Bremen evakuiert

Nach einem Deichriss in Lilienthal bei Bremen wurden angrenzende Straßen erfolgreich evakuiert. "Die Maßnahmen verliefen verhältnismäßig ruhig", teilte die Gemeinde in der Nacht zu Donnerstag mit. Nach einer ersten Evakuierung am Mittwochabend wurden in der Nacht weitere Straßen "aus dringenden Sicherheitsgründen" geräumt, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Menschen kamen bei Freunden und Verwandten oder in einer hergerichteten Turnhalle unter. In dem evakuierten Bereich sei daraufhin der Strom abgeschaltet worden.

Erste Tiere im Serengeti-Park wegen Hochwasser evakuiert

In einem Tierpark im niedersächsischen Hodenhagen sind wegen des Hochwassers die ersten Tiere in Sicherheit gebracht worden. In einigen Stallungen des Affengeheges sei Wasser eingedrungen, sagte eine Sprecherin. Lemuren, Varis, Präriehunde und Erdmännchen mussten ihre Gehege verlassen und seien nun woanders auf dem Gelände nördlich von Hannover untergebracht. Weite Teile des Geländes sind überflutet und teilweise gar nicht oder nur noch mit Unimogs oder Traktoren zu erreichen. Für das gesamte Gelände musste zeitweise der Strom abgestellt werden. Nun behilft sich der Park mit mehreren Notstromaggregaten, um die Stallungen beheizen und Trinkwasser aufbereiten zu können. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil machten sich ein Bild von der Lage im Serengeti-Tierpark.

Deutschland Hochwasser in Niedersachsen - Serengeti Park Hodenhagen
Diese Drohnenaufnahme zeigt das überflutete Areal des Serengeti Tierparks Bild: Philipp Schulze/dpa/picture alliance

Feuerwehr: Anwohner entwenden Sandsäcke von Deichen

Bei den laufenden Hochwasser-Einsätzen beklagen Feuerwehren den Diebstahl von Sandsäcken. "Sandsäcke, die an Deichen verbaut sind, werden von Anwohnern weggeholt, weil sie selber keine Sandsäcke haben, um ihre Häuser zu schützen", sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse. Er sprach von vielen Problemen bei den Einsätzen. "Es gibt Beleidigungen, es gibt Diskussionen mit Betroffenen. Warum wird erst in der Straße A begonnen und nicht in der Straße B, das Wasser abzupumpen. Warum hat mein Nachbar vorher die Feuerwehr im Keller als ich", sagte Banse. "Da gibt es viel, viel Streitereien."

Deutschland Lilienthal | Hochwasser in Niedersachsen
Lilienthal: Ein Gartenhaus steht hinter einem durchweichten Deichabschnitt an der WörpeBild: Focke Strangmann/dpa/picture alliance

"Jeder Tropfen eigentlich einer zu viel"

Eine komplette Entspannung deutet sich bei der Hochwasserlage weiter nicht an. Zwar werde in den nächsten Tagen insgesamt nicht mehr so viel Regen wie um Weihnachten erwartet, sagte der Meteorologe Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst. "Allerdings ist jeder Tropfen eigentlich einer zu viel." 

nob/fab/kle (dpa, afp)